28 Mar 2022

People of Cortina: Diego Menardi

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Foto di Diego Menardi seduto, con a fianco un bob.
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Mit seiner Werkstatt in Cortina ist er heute der einzige Bobbauer in Europa. Nach 7 Olympischen Winterspielen erkennt er sofort, wer das Zeug zum Champion hat.

Am Rande von Cortina d'Ampezzo gibt es eine kleine, sehr gepflegte Metallwerkstatt, in der einer der größten Kenner des italienischen Bobsports arbeitet: Diego Menardi. Die sanften und frechen Augen gehören zu einem Gesicht, das von Erfahrung, Reisen und Kälte geprägt ist. Die Hände sind von jahrelanger Arbeit gezeichnet und zeigen seine Erfahrung.

Seit seinem 16. Lebensjahr lebt er für den Bobsport und verkörpert die Leidenschaft einer Region, die seit Anfang des 20. Jahrhunderts in diesen großartigen Sport verliebt ist. Mit seiner trockenen Art zu reden und seinen höflichen Gesten empfing uns Diego, erklärte und erzählte uns von Cortina d'Ampezzo, der Königin der Dolomiten (entdecken Sie die Austragungsorte von Milano Cortina 2026).

 

Foto di Diego Menardi

 

Wie alt sind Sie?

61

 

Und seit wie vielen Jahren bauen Sie schon Bobs?

Nun, praktisch seit ich denken kann. Ich habe 1976 in einer Bobfabrik hier in Cortina angefangen. Ich war 16 Jahre alt und habe seitdem nicht aufgehört.

 

Wie viele Bobs haben Sie in Ihrer Laufbahn gebaut?

Ich weiß, wie viele ich gebaut habe, seitdem ich anfing, für die Teams zu arbeiten: seit 1985 habe ich über 50 gebaut.

 

Wie lange dauert der Bau eines Bobs?

Es ist schwierig, dies genau zu sagen, da verschiedene Fachleute beteiligt sind, die unter der Leitung eines einzigen Verantwortlichen zusammenarbeiten. Ein Einerbob, der für das Training von Athleten konzipiert ist, dauert etwa 45 Tage, während die Anzahl der Tage zunimmt, je mehr wir uns auf Geräte für internationale Wettkämpfe zubewegen.

 

Warum diese Leidenschaft?

Zunächst einmal muss gesagt werden, dass der Bob für Cortina und für die Cortineser schon immer ein Objekt war, das viele inspiriert hat. Dann kann ich auch nicht leugnen, dass ich nicht wirklich Lust zum Lernen hatte, und als ich mit der Schule aufgehört habe, dachte ich, dass der schönste Arbeitsplatz eine Fabrik ist, in der sie Bobs bauen.

 

Wie war es, die Pista Eugenio Monti im Schuß runter zu fahren?

Das weiß ich nicht. Aufgrund eines Motorradunfalls, der mein Leben gezeichnet hat, konnte ich nie an einem Bobkurs teilnehmen, und ironischerweise konnte ich den Sport auch nie aus der Sicht eines Wettkämpfers erleben. Ich habe das dann als Techniker wettgemacht.

 

Sie haben jedoch trotzdem großes erreicht: Sie haben sogar für die kanadische Nationalmannschaft gearbeitet. Richtig?

Ja. Von 1985 bis 1995 habe ich für die Kanadier gearbeitet.

 

Und warum nicht für die italienische Nationalmannschaft?

Das weiß ich nicht. Damals haben mich die Kanadier geholt. Und ich hatte Lust zu reisen und eine andere Erfahrung zu machen. Ich dachte, das sei die beste Lösung.

 

Was ist das Wichtigste beim Bau eines guten Bobs?

Der komplexeste Teil ist der Rahmen mit den mechanischen Komponenten und deren Lage. Es muss an alles gedacht werden und man muss sich jede Einzelheit vorstellen bei einem Sport, dessen Geschwindigkeit auf der Schwerkraft und der Fähigkeit des Fahrzeugs beruht, mit optimalen Schwung aus jeder Kurve herauszukommen.

 

Wie viel zählt der Athlet und wie viel der Bob?

Ich glaube, dass heutzutage ein Athlet mit seiner Schubkraft mehr als 70 % des Endergebnisses ausmacht. Der Rest verteilt sich zu gleichen Teilen auf den Rahmen, die Kufen und die Aerodynamik.

 

Welche Höchstgeschwindigkeit kann ein Bob erreichen?

Ein Viererbob fährt bis zu 160 km/h

 

Erinnern Sie sich an jemanden, der beim Bau des Fahrzeugs besondere Anforderungen oder Wünsche geäußert hat?

Beim Bau jedes Bobs gibt es immer spezielle Anforderungen. Wenn Sie auf einem hohen Niveau arbeiten, schenken Sie jedem Detail größte Aufmerksamkeit. Insbesondere wenn man einen Bob für Teams baut, die an internationalen Wettkämpfen teilnehmen, muss man auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Fahrer eingehen, die natürlich je nach Athlet variieren.

 

Erinnern Sie sich noch an die Geburtsstunde des Bob Club Cortina?

Selbstverständlich! Er wurde 1948 als unabhängiger Club gegründet. Früher gehörte der Bobsport zu den Eissportarten, obwohl der Bob später, zumindest in Italien, nicht in den Eissportverband aufgenommen wurde. Auch im Rest der Welt hat der Bobsport oft seinen eigenen Verband.

 

Warum wurde der Bob Club gerade in Cortina gegründet?

Erstens, weil es in Cortina seit 1928 eine Rennbahn gibt und dann haben wir hier eine große Tradition, die darin begründet ist, dass wir hier die Möglichkeit hatten, mit den besten Athleten der Umgebung zu testen, zu trainieren und uns mit ihnen zu messen.

 

Was bedeutet Eugenio Monti für Cortina?

Eugenio war immer ein großer Champion, der auch auf menschlicher Ebene sehr feinfühlig war und immer gute Manieren hatte. Er war auch ein außergewöhnliches Beispiel für das Fairplay. Jeder kennt die Geschichte vom „Bolzen von Innsbruck“, er gab den Briten nicht nur den Bolzen um teilnehmen zu können, er ermöglichte ihnen so auch den Gewinn der Goldmedaille. Als er für diese Geste kritisiert wurde, antwortete er, die Briten hätten nicht gewonnen, weil er ihnen seinen Bolzen geliehen habe. Sie hätten gewonnen, weil sie schneller waren als die anderen.

 

Foto di Diego Menardi

 

Was für ein schönes Beispiel für wahren Sportsgeist! Das ist der olympische Geist, finden Sie nicht auch?

Definitiv. Eugenio war der Meinung, dass man nur dann einen Wettkampf bestreitet und einen wahren Sieg erreicht, wenn man gegen die Besten antritt und nicht gegen diejenigen, die vom Pech verfolgt sind. Dies ist meiner Meinung nach das beste Beispiel, das ein junger Mensch entdecken kann, wenn er die Geschichte dieses großen italienischen Sportlers liest.

 

Gibt es Athleten in Cortina, denen Sie die Teilnahme an den Olympischen und Paralympischen Winterspielen zutrauen?

Selbstverständlich! Flavio Menardi ist ein sehr guter junger Parathlet, der seit kurzem an Weltcup-Rennen teilnimmt und dem ich wünsche, dass er es, in der Zukunft, zu den Paralympischen Winterspielen 2026 schafft, vielleicht als Demonstrationssportart.

 

Wie viele Olympische Winterspiele haben Sie schon erlebt?

7: von Calgary 1988 bis Vancouver 2010. Einige als Mechaniker, andere als Richter. Heute, nach vielen, vielen Rennen, die ich mit Beobachten, Korrigieren und Reparieren verbracht habe, stelle ich fest, dass ich jede einzelne Unvollkommenheit des Fahrzeugs und jeden winzigen Fahrerfehler erkennen kann.

 

Warum bauen Sie immer wieder Bobs?

Aus mindestens drei verschiedenen Gründen: Erstens, weil ich ein großer Fan und ein großer Unterstützer dieses großartigen Sports bin. Dann, weil ich Vizepräsident des Bob Club Cortina bin und die Tatsache, dass ich weiterhin immer modernere und technisch ausgereiftere Bobs baue, bedeutet für mich auch Verantwortung. Und schließlich, um die Leidenschaft und den Spaß, den der Bobsport dem Publikum schenkt, weiter zu fördern.

 

Freuen Sie sich, dass die Olympischen und Paralympischen Winterspiele wieder in Cortina ausgetragen werden?

Die Olympischen und Paralympischen Winterspiele sind eine große Chance für Cortina: gesellschaftlich, wirtschaftlich und für das Renommee. Unsere Region lebt vor allem vom Tourismus, und wird von einer solchen Veranstaltung durch die Belebung der Wirtschaft und die Öffentlichkeitsarbeit, die ein Gebiet, dessen Wurzeln vor allem im Tourismus liegen, aufwerten wird, sicherlich profitieren. Es reicht schon, daran zu erinnern, dass Cortina auch und vor allem dank der Winterspiele 1956 unglaubliche Berühmtheit erlangte.

 

Was macht Cortina einzigartig?

Das Panorama! Die Dolomiten und das Tal, die alle Besucher bei Ihrer Ankunft in Cortina begrüßen, sind unvergleichlich. Ein atemberaubendes Schauspiel, das eine Wohltat für Augen und Seele ist.

 

Haben Sie bereits einen Erben?

Im Moment nicht. Es gibt einen jungen Mann, der im Sommer - wenn er mit der Schule fertig ist - zu mir kommt und sich Schritt für Schritt diesem Handwerk nähert, und wer weiß, vielleicht können wir uns in Zukunft auf ihn verlassen. Aber alles hängt natürlich von ihm ab. Nichts kann erzwungen werden.

 

Wohin führt man einen Touristen, der zum ersten Mal nach Cortina kommt?

Ich würde ihm sofort die olympische Skisprungschanze, die renoviert werden wird, und die neue Bobbahn zeigen. Dann würde ich ihn zu einer unserer vielen hochgelegenen Berghütten begleiten, von wo aus er das Dorf von oben bewundern könnte. Und dort ließe ich ihn auch Casunziei probieren, das sind typische Ravioli aus Ampezzo, die mit Roter Bete gefüllt sind.

 

Wo werden Sie im Jahr 2026 sein?

Ich weiß es nicht. Das wird sich zeigen. Ich werde auf jeden Fall nicht als Zuschauer auf der Tribüne sitzen, sondern die Organisation tatkräftig unterstützen.

 

Foto delle mani di Diego Menardi, mentre accarezza il bob.

Fotos von: Federico Tardito